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Ausgezeichnete Jung-Forscher

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Wissenschaft als Theater?

Stand: Oktober 2017

Ist die Wissenschaft ein großes Theater? Mit einer derartig ungewöhnlichen Vorstellung sorgten Schüler für großes Aufsehen und wurden sensationell ausgezeichnet.

Sie zeigten in einem weltweiten Forscherwettbewerb Qualitäten, die eine Fachjury aus renommierten Wissenschaftlern und Vertretern der Wirtschaft derart verblüfften, dass sie die Gruppe sensationell mit einem Sonderpreis auszeichneten!
Dafür hatten die jungen Forscher aus der Regine-Hildebrandt-Schule in Birkenwerder in weniger als drei Monaten aus dem Nichts einen Roboter gebaut und programmiert, der selbstständig im Rahmen des vorgegebenen Mottos „Mensch und Tier“ Kühe füttert, versorgt und melkt.
Als weitere Aufgabe mussten sie ein Forschungsthema finden und bearbeiteten. „Wir einigten uns auf Tierversuche, wie diese reduziert werden können“, berichtet Carsten Lübke.

Roboter im Kuhstall
Der Hochschul-Professor hat es sich zur Aufgabe gemacht, in seiner Freizeit Kindern Lust auf Naturwissenschaften zu machen. Dafür hat er 2007 den Verein „Uni4Kids“ gegründet. „Wir wollten ursprünglich ein Science Center einrichten und hatten als Standort bereits den Bahnhof Birkenwerder ausgemacht. Dann war uns das Kostenrisiko aber zu hoch, so dass mein Mitstreiter Thomas von Gizycki und ich uns entschlossen, einen Verein ins Leben zu rufen.“
Per Zufall stieß der roboterbegeisterte Zellbiologe, der hauptberuflich als Professor an der „Beuth Hochschule für Technik“ in Berlin tätig ist, auf die Ausschreibung der amerikanischen „First“-Stiftung. Sie veranstaltet hochkarätige jährliche Wettbewerbe, die weltweit stattfinden. „Dabei geht es immer um zwei Aufgaben die jeweils unter einem Thema stehen. Eine ist vorgegeben, das war diesmal ein Roboter, der im Kuhstall aktiv sein kann. Die andere muss man selbst aussuchen. Wir entschieden uns für das Thema Reduzierung von Tierversuchen“, berichtet der Borgsdorfer Hochschul-Professor.

Mini-Organe
„Dazu nahmen wir Kontakt mit dem ‚Bundesinstitut für Risikobewertung‘ auf, das eine spezielle Abteilung für Alternativen für Tierversuche hat. Dies machte uns auf den Berliner Forscher Uwe Marx aufmerksam, der mit ‚Mini-Organen‘, bestehend aus mehreren aneinandergereihten Zellen, eine Basis für Medikamentenprüfung schaffen möchte und darin weltweit führend ist. Wir bekamen Einblick in dessen ‚Organ-on-a-Chip Technologie‘. Der ‚Chip‘ hat natürlich nichts mit dem Computer-Bauteil dieses Namens gemein. In diesem Fall werden aus Zellen Organe nachgebildet, so dass Medikamente ohne Tierversuche getestet werden können“, erläutert Professor Lübke.

So ein Theater!
Das Ergebnis galt es der Fachjury in nur fünf Minuten vorzutragen. „Die Präsentationsform war uns überlassen. Wir wollten keinen gewohnten wissenschaftlichen Vortrag sondern entschieden uns für ein Theaterstück. Da ein Kind aus der Gruppe aus Afghanistan kam und wenig deutsch sprach, thematisierten wir zugleich die Verständigungsprobleme. Das bedeutete, dass eines unserer deutschen Kinder ein paar Sätze in Dari, einer Unterart des Persischen, lernen musste, um als ‚Dolmetscher‘ aufzutreten. Das hat die Jury zusätzlich für uns eingenommen, denn Sprache ist ein weiteres weltweites Problem“, resümiert der Professor, der aus Berlin stammt und seit 2000 in Borgsdorf zuhause ist.

Wettbewerb mit Studenten
Nach diesem großen Erfolg möchten die kleinen Forscher gleich noch einen weiteren Kraftakt wagen: Sie planen, am Tüftler-Wettbewerb der Beuth-Hochschule teilzunehmen und stehen damit in Konkurrenz zu gut 12 000 hochmotivierten technisch-orientierten Studenten aus aller Welt!

Forschung zum Mitnehmen
Wer nicht das Glück hatte, in der Projektgruppe als Jung-Forscher Schlagzeilen zu machen, braucht übrigens nicht zu traurig zu sein. Mit seinem Verein „Uni4Kids“ lädt Carsten Lübke seit mittlerweile zehn Jahren an Samstagen zu naturwissenschaftlichen Experimenten „mit Erfolgsgarantie“ ein. „Viele Versuche, die in Büchern beschrieben sind, funktionieren gar nicht. Ich überlege mir die Anordnung selbst, teste diese meist zuhause in der Küche“, gibt er Einblick. Ehefrau Claudia Lübke erträgt dies gerne, schließlich zeigt die Steuerfachangestellte als Vorstandsmitglied der „Kindervereinigung“, dass sie ein großes Herz für den Nachwuchs hat. „Es gibt jeweils einen Kurs für Kinder bis zur dritten Klasse und einen weiteren für die Größeren. Der Clou ist, dass etwas entsteht, was man dann mit nach Hause nehmen kann.“
Zur nunmehr preisgekrönten Teilnahme am Roboterwettbewerb kam es übrigens, weil sich Hohen Neuendorfs Gewerbeverein aufgelöst hatte. „Das angesammelte Vermögen sollte gemeinnützig untergebracht werden. Die Roboterbaukästen sind sehr teuer. Wir stellten einen Förderantrag und wurden berücksichtigt. Daraus entstand die Möglichkeit, dass wir Kindern in diesem Gebiet Kurse anbieten können“, so Professor Lübke.

Machen statt reden
Zur Geburt der Wiege für Jung-Forscher brachte Professor Carsten Lübke übrigens die eigenen Kinder Claus Lübke, 8, Cjell Lübke, 14, und Caija Lübke, 17: „Die wollten erklärt haben, was ich beruflich mache. Doch erzählen ist öde, also habe ich mir gedacht, ich zeige es ihnen.“ Seitdem sind die „drei C“ mit großer Begeisterung bei der „Kinderuni“ mit dabei. Sie wirken als erste Beurteiler von Lübkes naturwissenschaftlicher Kreativität. Dennoch scheinen sie für ihren Lebensweg andere Richtungen einzuschlagen: Tochter Caija hat sich für eine sozialwissenschaftliche Laufbahn entschieden.
Die beiden weiteren Kinder haben viele andere Interessen und sehen Naturwissenschaft eher als Hobby.

Handball und Hund
Dennoch geht es bei Lübkes zuhause immer rund, selbst wenn es in der Küche mal nicht dampft und knallt: „Wir sind alle total handballbegeistert. Meine Kinder spielen im ‚Oranienburger Handball Club‘, der in der hochklassigen 3. Liga kämpft. Natürlich sind wir gern bei den Heimspielen dabei.“ Bleibt dann noch Zeit, ist der umtriebige Professor mit dem Labrador-Mischling der Familie unterwegs. Der ist schon etwas ganz Besonderes, denn „Barny“ ist das einzige Familienmitglied, dessen Vorname nicht mit „C“ beginnt! Mal sehen, ob er dennoch so „schlau“ in die Annalen eingehen wird, wie die ungewöhnlichen Jung-Forscher aus Birkenwerder und Hohen Neuendorf!

Erstellt: 2017